„A.way-A.gain“

Ethno World Kraut Jazz

Dirk Engelhardt – ts, Michael Wehmeyer – Piano, Orgel, Klaus Axenkopf – E-Bass, Kontrabass, Esteban Ruiz – Drums, Percussion


– Jazz mit türkischen, indischen und marokkanischen Melodien.
Kompositionen von Mal Waldron, Randy Weston, Embryo und Eigenes.
Variantenreiche Rhythmen. Weltmusik und Jazz. Eine Reise wert. –

TomTom Geigenschrey meint dazu:

– Inhaling Jazz by my Embryo Kraut Fusion collegue Michi Michael Wehmeyer (on the right) at Brotfabrik…with my dear friend Martin Buchholz and dear musicloving wife in the audience: with Mal Waldron u.a. Kompositionen….Nur schade, dass man sitzen musste. Ein sehr feines Worldbeat und Jazz deliziös ausbalancierendes und souverän vereinendes, unlangweiliges, ja unpiefiges, unjazznerdig riechendes Kammermusik-Concerto im besten Sinne.

Gestern abend in der Brotfabrik wurde in intimem Rahmen der feine Worldbeat oder AfroJazz eines Monk oder Mal Waldron (genialer Mitspieler von Eric Dolphy und Mingus), türkische bis marokkanische Skalen oder beste Bauchtanz-Oden, im Volksmund Orientaljazz geboten. Hier jammten unverkrampft mein Teilzeitkumpan, der ausgezeichnete Ex-Mal Waldron Mitspieler und Embryo-Keyboarder Michael Wehmeyer, den ich auch bald mal in meine berüchtige Filmvertonungsband integrieren werde und ein alter Berliner Mauerszene-Bekannter, Saxofonist Dirk Engelhardt mit ihrer neuen Jazzcombo

Mal Waldrons „What it is“ oder „Firewall“ waren nur einige der gebotenen, tänzerischen Jazzalterationen und Interpretationen, nur schade, dass man sitzen musste. Jazz isnt dead – it just smells funny..(Frank Zappa). Nicht wahr?!
Hier spielten Ex-Indiewave- und alte Jazzkoryphäen mit jungen Jazzern; der ambitioniert wie konzentriert diverse Saxofone blasende Dirk Engelhardt und die verstiegenen Pianoreisen des virtuosen Eskapisten Wehmeyer konversieren in leichtfüssiger, banddemokratischer Parität, ganz ohne Pathos und Pomp, aber auf dem Punkt mit dem jungen, höchst differenzierten,fokussiert seiltänzerischen Schlagzeuger Esteban Ruiz und den stillen Wassern der Akzente des frei fliessend souveränen Kontrabassisten Klaus Axenkopf zusammen. Alle ausser Ruiz gehörten früher, wie auch ich, zum riesigen Talente-Sammelbecken der Band der Kraut Worldbeat-Erfinder Embryo um den umtriebigen Münchener Krautjazz- Pionier Christian Burchard (rest in peace)

Auf der Bühne der Brotfabrik kommunizierte man als das neueste Projekt „A.way- A.gain“, Wehmeyers und
Engelhardts neuestes Projekt. Sein Einstieg in den professionellen Jazz begann mit einem Studium in West-Berlin an der Universität der Künste. In der recht skurrilen und kreativen Mauerstadt-Epoche 1980-1988 war Engelhardt Mitglied in so unterschiedlichen Bands wie der Noise/Art Rock/New Wave/Oder so Formation „Leningrad Sandwich“ um den späteren „Tresor“-Begründer Dimitri Hegemann wie auch der Avantgarde Big Band „Experimenti Berlin“ von Bardo Henning. Leningrad Sandwich waren eine nette Siouxsie & the Banshees-Kopie mit sympathischer britischer Sängerin und Fischbüro- und Tresormacher Dimitri Tresor am Bass. Der ja heute einer der bekanntesten Stehaufmännchen-Geschäftsleute des Veranstalter- (und Technoszene-)Berlins neben Tom Trinity Spindler ist.

Mit „Experimenti Berlin“ spielte Engelhardt dann auf zahlreichen nationalen und internationalen Festivals wie Jazzfest Berlin, Donaueschinger Musiktage, Pori/Finnland u.v.a.
Sein eigenes Projekt „Lilo“ ergab sich durch die Zusammenarbeit mit dem aus Ost- Berlin ausgereisten Pianisten Ludwig Endesfelder, mit dem er u.a. in Westdeutschland, in Frankreich (Nancy Jazz Pulsations), in Polen (Jazz Nad Odra) und auch ein Konzert mit Albert Mangelsdorff spielte. Dirk Engelhardt spielte in Berlin in besetzten Häusern in Kreuzberg, auf der Straße und in endlosen Sessions im Tacheles, Frannz Club, Acud oder im Quasimodo. Des Weiteren spielte er mit Marianne Rosenberg und schon vor der Wende mit dem polnischen Schlagzeuger Jacek Pelc. Er lebte in New York und in Paris, wo er sich intensiv mit der Musik des afrikanischen Kontinents beschäftigte, aus dem heraus das Projekt „Radio Marrakesch“ entstanden ist. Außerdem war er auch Mitglied der Band „Embryo“, wo er u.a. auf Michi Wehmeyer und Klaus Axenkopf traf. Die Welt ist rund und manchmal vernetzter, kleiner als man glaubt. Aber nicht im bornierten Sinne. Denn gestern war ein ganz und gar unkonventioneller inspirierender Abend, ohne den üblichen Profilneurotikmief und Bierernst der Kultur- und Jazzpolizei. Give me more ! Wie sagte Zappa noch ?